Idiosynkrasie (fem,
-, -ien), von grch. idios „eigen“ und grch. synkrasis
„Vermischung“. Übersetzbar als „eigentümliche Zusammenmischung“.
Taucht in der Literatur auch als
„idiosynkratisches Merkmal“ auf und hängt stark zusammen mit den Begriffen
„Idiomatisierung“ und „Lexikalisierung“. Der Begriff wurde aus der Medizin
übernommen und beschreibt dort angeborene Überempfindlichkeiten gegen bestimmte
Stoffe.
I. wird auf phonologische,
morphologische, semantische und syntaktische linguistische Phänomene
angewendet. Nach Spencer können Wörter auf unterschiedliche Weise
idiosynkratisch sein:
„semantically (by having some unpredictable aspect to
their meaning), phonologically (by being an exception to a phonological rule)
and morphologically” (Spencer 1991, S. 74).
Ein idiosynkratisches Wort trägt
also Merkmale, die nicht nach einer allgemeinen Regel vorhergesagt werden
können. Nach Frege erschließt sich die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks aus
der Bedeutung der einzelnen Bestandteile und ihrer Komposition (Frege-Prinzip).
Für idiosynkratische Wörter gilt dies nicht, sie sind „idiomatisiert“ oder
„lexikalisiert“. Wörter wie „Blaumachen“, „Heckenschütze“, „Morgenmantel“,
„Leichtlohn“, „entscheiden“ können nicht mehr auf Basis der Bedeutungen ihrer
einzelnen Teile bestimmt werden.
Bei dem selben Phänomen
syntaktisch komplexer Ausdrücke spricht man von „Phraseologismus“ wie bei
„etwas auf die lange Bank schieben“ oder „jemandem einen Bären aufbinden“.
Durch die Idiomatisierung müssen idiosynkratische Wörter in das Lexikon
aufgenommen werden. Der Grad der Idiomatisierung ist die Idiomatizität.
Literatur:
-
Spencer, Andrew:
Morphological theory: an introduction to word structur in generative grammar,
Oxford 1991
Autor:
Fabian Dirscherl